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Wie wurde der “Flexibilitäts” Wert des BioAge entwickelt?

Wie wurde der “Flexibilitäts” Wert des BioAge entwickelt?

Mit Einführung des EGYM Fitness Hub haben wir ebenfalls, den brandneuen “Flexibilitäts” Wert des EGYM BioAge vorgestellt. In diesem Beitrag findet ihr die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der Berechnung! Denn wer genauer versteht wie das BioAge berechnet wird, schenkt der Zahl noch mehr Vertrauen und kann so das Maximum an Motivation herausholen.

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Bitte beachte, dass die endgültigen Formeln Firmengeheimnis von EGYM sind. Dieser Artikel beschreibt die Entstehung und die Grundgedanken hinter den Berechnungen.

Herausforderungen der Bestimmung

Das zugrunde liegende Ziel des BioAge ist es, die Realität so gut es geht abzubilden und den Trainierenden optimal zu motivieren. Dabei soll immer gelten: Wenn meine Leistung dem Durchschnitt meiner Referenzgruppe entspricht, ist mein BioAge gleich meinem chronologischen Alter. Wenn ich besser oder schlechter als die Referenz bin, geht das BioAge nach unten beziehungsweise nach oben. 

Hier geht es vor allem darum, das Vertrauen des Trainierenden und auch der Trainer zu gewinnen. Nur wenn ich dem glaube, was ich sehe, kann echte Motivation stattfinden. Das BioAge ist das Motivationswerkzeug, welches wohl den größten “Aha-Effekt” auf den Kunden hat, welches aber auch bei unglaubwürdigen Ergebnissen, die einen negativen Einfluss auf die Motivation haben kann.

Die Entstehung des “Flexibilitäts” Wertes des BioAge

Wie bei allen anderen Entwicklungen bei EGYM fangen wir auch bei dem “Flexibilitäts” Wert an: Zuerst steht die Idee. Dann wird nachgeforscht, ob die Idee unserem wissenschaftlichen Anspruch gerecht wird. Bevor das Feature “Flexibilitäts” Wert entwickelt werden kann, müssen folgende Fragen positiv beantwortet werden:

Nimmt die Flexibilität mit dem Alter ab? 

Ja: Zahlreiche Studien haben dies nachgewiesen. Zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr nimmt die gesamte Beweglichkeit um 20-30% ab (Adams et al., 1999). Für die Nackenbeugung (Lind et al., 1989; Youdas et al., 1992) und auch die Rumpfseitenbeugung (Fitzgerald et al., 1983) besteht ein Zusammenhang zwischen dem Alter und abnehmender Beweglichkeit. 

Verbessert sich die Flexibilität durch das Training mit EGYM Smart Flex? 

Ja: Der Hauptmechanismus für den Abbau der Bewegungsfreiheit im Alter ist die Verringerung der Anzahl der Sarkomere in Serie (Narici et al., 2003), er wird also “kürzer”. Muskellängentraining - wie mit EGYM Smart Flex - greift genau hier an. Es wird ein optimaler Trainingsreiz gesetzt, welcher den Aufbau an Sarkomeren in Serie auslöst (Morgan & Proske, 2004; Blazevich et al., 2007; Franchi et al., 2017).

Die Grundvoraussetzungen für das BioAge ist also erfüllt. Der Entwicklung eines neuen, wissenschaftlich fundierten BioAge steht nun nichts mehr im Wege. Doch wie kommen wir von der guten Idee zu einer verlässlichen Formel?

Soll-Flexibilität - wie gut sollte ich sein?

Wir besinnen uns auf den Grundgedanken des BioAge: Wenn ich so gut wie meine Referenzgruppe bin, ist mein BioAge gleich meinem chronologischen Alter. 

Hier hilft zuerst wieder die wissenschaftliche Literatur. Zum Beispiel für den Nacken Flexibilitätstest gibt es Studien, welche den Zusammenhang mit dem Alter gemessen haben. Unter anderem haben Lind et al. 1989 mit Hilfe von Röntgenbildern die maximale Nackenflexion an gesunden Menschen gemessen. Heraus kamen folgende Ergebnisse:


Wir sehen, dass der Winkel mit dem Alter abnimmt und zwar mit der folgenden Formel: 
Nackenflexibilität (Grad) = 67.54 - 0.50 * chronologisches Alter

Diese Formel bildet schon mal eine sehr gute Grundlage für unser BioAge, denn wir wissen nun, dass die Nackenflexibilität für 0 Jahre bei 67.54° (y-Achsen Schnittpunkt) liegt und mit jedem Jahr das wir auf der Welt sind um ca. 0.50° abnimmt (negative Steigung der Linie). Mit Hilfe dieser Formel können wir nun berechnen welche Gradzahl man in welchem Alter bei der Seitbeugung des Nackens erreichen sollte. 

Wir müssen natürlich beachten, dass die Messsysteme sich deutlich unterscheiden. Es wurde in der Studie mit Röntgen gemessen, der EGYM Fitness Hub aber verwendet System, das auf der neuesten 3D-Kamera-Technologie basiert. Auch kann es sein, dass die Probandenauswahl nicht übereinstimmt und es kann sich in den Jahren seit der Veröffentlichung auch etwas an der Flexibilität der Bevölkerung verändert haben. Und zudem ist die Anzahl der gemessenen Personen in der oben aufgeführten Quelle für eine Veröffentlichung zwar ausreichend, für uns jedoch noch keineswegs zufriedenstellend.

Somit führen wir unsere eigenen Untersuchungen durch. Wir vermessen zuerst so ziemlich jeden EGYM Mitarbeiter und beliefern einige Gyms mit einer sehr frühen Version des Fitness Hubs mit dem Auftrag, viele Kunden zu messen und uns bei der Entwicklung zu unterstützen. Daraus resultieren unsere eigenen Formeln für jeden der geplanten Flexibilitätstest welche den Zusammenhang zwischen dem Alter und der Flexibilität beschreiben. 

Bitte beachtet, dass die Berechnung der Soll-Flexibilität nur einen Teil der BioAge Berechnung ausmacht. In den weiteren Schritten wird die Abweichung der tatsächlich erreichten Gradzahl von der Soll-Norm errechnet, normalisiert und in das BioAge umgerechnet. Dieser Artikel befasst sich mit dem ersten Schritt, also der Grundlage und der Grundgedanken des BioAge.

BioAge - So wird Leistung greifbar

Das Grundgerüst des “Flexibilitäts” Wertes des BioAge bildet also die wissenschaftliche Literatur in Kombination mit internen Untersuchungen und Vorabtests in ausgewählten Studios. Somit können wir sicherstellen, dass es schon zur Veröffentlichung des Fitness Hubs eine sehr gute Schätzung des BioAges gibt. Jedoch ist auch hier unter anderem durch die schwierige Situation durch das Coronavirus die Datengrundlage für die erste Version auf Dauer noch nicht ausreichend. So schnell wie möglich nach Serienstart der Auslieferung des Fitness Hubs werden uns genügend Testergebnisse bereitliegen, um den “Flexibilitäts” Wert des BioAge noch besser zu machen.

Was steckt noch hinter dem EGYM BioAge?

Literatur & Quellen

Adams, K., O'Shea, P., & O'Shea, K. L. (1999). Aging: its effects on strength, power, flexibility, and bone density. Strength and conditioning Journal, 21, 65-77.

Blazevich, A.J., Cannavan, D., Coleman, D.R., Horne, S. (2007). Influence of concentric and eccentric resistance training on architectural adaptation in human quadriceps muscles. Journal of Applied Physiologie, 103(5), 1565-1575.

Fitzgerald, G. K., Wynveen, K. J., Rheault, W., & Rothschild, B. (1983). Objective assessment with establishment of normal values for lumbar spinal range of motion. Physical therapy, 63(11), 1776-1781.

Franchi, M.V., Reeves N.D., Narici, M.V. (2017) Skeletal Muscle Remodeling in Response to Eccentric vs. Concentric Loading: Morphological, Molecular, and Metabolic Adaptations. Front. Physiol. 8, 447.

Lind, B., Sihlbom, H., Nordwall, A., & Malchau, H. (1989). Normal range of motion of the cervical spine. Archives of physical medicine and rehabilitation, 70(9), 692-695.

Morgan, D. L., & Proske, U. (2004). Popping sarcomere hypothesis explains stretch-induced muscle damage. Clinical and Experimental Pharmacology and Physiology, 31(8), 541 - 545.

Narici, M. V., Maganaris, C. N., Reeves, N. D., & Capodaglio, P. (2003). Effect of aging on human muscle architecture. Journal of applied physiology, 95(6), 2229-2234.

Youdas, J. W., Garrett, T. R., Suman, V. J., Bogard, C. L., Hallman, H. O., & Carey, J. R. (1992). Normal range of motion of the cervical spine: an initial goniometric study. Physical therapy, 72(11), 770-780.